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Simson S51Comfort

Simson S51Comfort

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Ein seltenes und begehrtes Simson S51 Modell ist das Simson S51Comfort. Die Nachfrage übersteigt bei weitem das vorhandene Angebot an unverbastelten Mopeds.
Die ab 1983 angebotene und vergleichsweise teure Luxusvariante war in der DDR-Zeit vor allem bei schon etwas älteren Herren beliebt. Sie verfügten über die entsprechende Kaufkraft und wußten Seitenständer, Federkomfort, 2 große Rückblickspiegel und Drehzahlmesser zu schätzen.
Der Umbau z.B. einer S51B auf Comfort gestaltet sich vergleichsweise unproblematisch, da das Simsonwerk Suhl für die Comfort anders als beim Enduro die standardisierten Rahmenteile verwendete. Die speziellen Comfort-Ersatzteile gibt es nahezu alle als Nachbau, übersichtlich geordnet z.B. hier: Simson S51Comfort Ersatzteile.

 

Hier finden Sie weitere Informationen rund um das DDR-Moped Simson S51Comfort:
A wie Ausstattung
B wie Bildergalerie
C wie Comfort-Geschichten

A - Ausstattungsmerkmale
Das DDR-Moped Simson S51Comfort zeichnet sich durch folgendes Ausstattungspaket aus:

1. Farbgebung
Die Blecheteile waren meistens in atlasweiß lackiert (Vorderradkotflügel, Hinterradschutzblech, Tank, Seitendeckel links und rechts). Die Farbe übernahm Simson von einem früheren Komfortmodell, der Schwalbe KR51/1K. Die Aufkleber an Tank und Seitendeckel zierte eine gelbe Schrift. Comfort-Modelle fallen darüber hinaus auf durch die schwarze Lackierung von Motorgehäuse, Kupplungsdeckel, Lichtmaschinendeckel, Zylinder und Zylinderkopf oft schwarz. Bei älteren Modellen waren die Motoroberflächen zuweilen auch Alu-naturbelassen, wie bei dem S51Comfort Bj.1984 in der Bildergalerie unten.

2. Instrumente
Die S51Comfort stattete Simson als einziges Modell standardmäßig mit einem Drehzahlmesser mit Fernlichtkontrolle aus. Der Tachometer zeigt Geschwindigkeiten an bis 100km/h (große runde Ausführung).

3. Motor
Speziell am Simson S51Comfort 4-Gang-Motor ist der Kupplungsdeckel mit Drehzahlmesserantrieb. Für die einwandfreie Funktion wurde ein anderes Kettenrad auf der Kurbelwelle links verwendet. Den Tritt am Kickstarter kann man nach innen einklappen.

4. Elektrik
Die Magnetzündanlage funktionierte elektronisch (elektronische Zündung mit Impulsgeber statt Unterbrecher). Die Lichtleistung der Spule für das Frontlicht war auf eine Bilux-Glühbirne 6Volt 35W/35W ausgelegt. Simsn S51Comforts hatten immer Blinker und nur das große runde Rücklicht (Lichtaustrittdurchmesser 120mm, zur Befestigung am Rücklichtunterteil mit 3 Schrauben).

5. Spiegel
Am Lenker links und rechts sorgen zwei große Spiegel für einen komfortablen Rückblick des Simson S51Comfort-Fahrers Der Spiegelglasdurchmesser beträgt 120mm statt nur 90mm wie bei den S51B1-Modellen.

6. Rahmen
Das einzige spezielle Rahmenteil der Simson S51Comfort ist ihr Fußrastenträger mit integriertem Seitenständer. Die restlichen Rahmenteile entsprechen den Standardvarianten (B-Modelle)

7. Sitzbank
Die Simson S51Comfort-Sitzbank umhüllt ein gemusterter Sitzbankbezug (strukturierte Oberfläche). Der Bezug trägt hinten die Aufschrift IFA Simson.

8. Federbeine
Die Stoßdämpfer für die Hinterradfederung der Simson S51C waren 2-fach verstellbar, je nach Belastung (weich-Solofahrt; hart-Fahrt mit Sozius). Verchromte Druckfedern sorgten für eine ansprechende Optik, der Federweg hatte sich im Vergleich zu den Standardmodellen von 85mm auf 90mm verlängert.

9. Bereifung
Vorder- und Hinterrad der Simson S51Comfort waren speziell bereift. Es handelt sich dabei um Reifen mit Blockprofil vom Typ K35 auf dem Standardspeichenrad 1,5x16 Zoll mit Alufelge.

B - Bildergalerie
Alle Fotos zeigen ein DDR Moped vom Typ Simson S51Comfort Baujahr 1984 im unverbastelten Originalzustand mit dem typischen Ausstattungspaket aus verschiedenen Blickwinkeln:

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C - Simson S51Comfort Geschichten

Göhler´s Comfort

Gärtnermeister Göhler war in unserem kleinen Erzgebirgsdorf für seine ruhige und besonnene Art bekannt. Ihr entsprechend behandelte und fuhr er sein Moped, ein Simson S51Comfort. Er hatte es 1986 im Simson-Laden gekauft und holte es nur bei schönen Wetterlagen aus der Garage, für die kurzen Wege zwischen seinem Geschäft und der Gärtnerei.
Seit dem Erwerb meiner Fahrerlaubnis im Jahr 1990 bei der GST für 42,07 DDR-Mark benutzte ich die Enduro-Sparversion S51E/4. Das Moped vermachte mir schon 1988 ein Onkel, der die Republik zur freieren persönlicher Entfaltung verließ. Eine der ersten Fahrten führte mich in einen Baumarkt, um orangen und schwarzen Sprühlack zu erwerben. Das Fahrzeug sollte farblich neu gestaltet werden. Jedoch währten die bunten Freuden nicht sehr lange. Technische Probleme tauchten auf, die weder mein Vater noch ich in unserer Unwissenheit zu lösen vermochten. Fremde Hilfe vom Simson-Service Korenz erschien vergleichsweise teuer. So war ich hoch erfreut, als ich im Frühling 1991 vom Sohn erfuhr, dass der Gärtnermeister seine Comfort zum Kauf anbietet.
Ein Besuch im Geschäft bestätigte die Verkaufsabsicht und auf meinen Preisvorschlag von 50 D-Mark ging Herr Göhler nach anfänglichem Widerwillen schließlich ein. Diesen Betrag erhielt ich monatlich von meiner Schule, dank meiner finanzschwachen Eltern und der 2 jüngeren Schwestern. Nun schnell ein Versicherungskennzeichen beim HUK-Vertreter Borberg besorgt und es ging los! Ich fuhr die Comfort sehr gerne, in die Schule, zu Freunden und Verwandten und am Wochenende abends in die Disco. So ein Moped hatte keiner meiner Klassenkameraden und mit der Zeit lief es immer schneller!
Unsere glückliche Beziehung beendete schließlich die damalige Gesetzeslage. Anpassungsregeln ans bundesdeutsche Recht erlaubten es mir, im Jahr 1992 meinen DDR-Mopedführerschein auf die Klasse 1b zu erweitern (Leichtkrafträder). Der Grund lag darin, dass ich die praktische Prüfung für die Mopedfahrerlaubnis mit einem Motorrad bestand, es war eine MZ TS 150. Ich entschied mich, die neuen Hubraum-Möglichkeiten zu nutzen und eine Simson S70 zu erwerben. Das Inserat in der Freien Presse erwies sich als erfolgreich, für 180 D-Mark kaufte ich ein S70Enduro vom Erstbesitzer. Die S51Comfort reichte ich an einen Schulfreund weiter.
Diese Austauscherscheinungen setzten sich fort, Mopeds und Leichtkrafträder kamen und gingen. Alle waren günstig einzukaufen und bei Defekten leicht abzusetzen. Die S70 löste z.B. eine MZ RT 125/2 ab. Anders als die anderen Zweiräder vergaß ich die Comfort nie. So entschloß ich mich 16 Jahre später, im Herbst 2007, nach dem Moped meiner Jungendzeit zu suchen.
Ich griff wieder auf die alte Methode zurück und schaltete nun für teures Geld eine S51 Suchanzeige in der Freien Presse. Tatsächlich meldete sich ein Anrufer, der mir ein Simson S51Comfort anbot. Ein persönlicher Besuch ergab, dass es sich um S51/1C handelte. Mangels Alternativen entschied ich mich bei einem Preis von 500 € zum Kauf. Doch die optischen Unterschiede machten mich unzufrieden, das war nicht Göhler´s Comfort. Deshalb inserierte ich 3 Monate später erneut in der Zeitung. Viele Reaktionen gingen ein, doch ein S51Comfort bot kein Anrufer ein. Schon leicht frustriert machte ich mich bei Schnee und Eis auf den Weg nach Annaberg-Buchholz. Ein alter Mann hatte sich gemeldet. Er war bereit, sein S51 für kleines Geld abzugeben, für einen Preis in der Spanne von 100 bis 200 €. Zum genauen Modell konnte er nichts sagen, meine Nachfrage nach der Farbe des Mopeds beantwortete er mit rot. Nun gut, es würde sich in jedem Fall mit Gewinn verkaufen lassen, um Auslagen und Anzeigekosten abzudecken.
Ich holte den schon 85-jährigen verwitweten Herren in seiner Wohnung ab. Zusammen fuhren wir im Mitsubishi Colt mit Anhänger zu seiner Garage. Was ich dort stehen sah, war kaum zu glauben. Kein rotes, sondern ein weißes Moped, eine Simson S51Comfort Bj. 1984. Schon 62-jährig hatte der das Fahrzeug neu erworben und über die 23 Jahre in seinem Besitz keine 3000km gefahren. Weil er in mir einen würdigen Besitzer in seiner Nachfolge sah, konnte ich das Moped für 100 € kaufen. Nun hatte ich sie wieder, eine Comfort, genau wie die von Herrn Göhler in meiner Jugendzeit!
Was macht man mit einem Fahrzeug, von dem man so lange Zeit geträumt hat? Diese Frage stellte sich mir, nachdem ich das Moped wieder in Betrieb nahm und eine Testrunde drehte. Alles funktionierte ohne Einschränkungen, die kleinen Gebrauchsspuren störten mich nicht. An mir hat die Zeit sicher mehr Spuren hinterlassen. Als Alltagsfahrzeug fand ich die Comfort angesichts der Seltenheit und des unverbastelten Originalzustandes zu schade. Deswegen machte ich sie zu einem Sammlungsstück.
Manchmal besuche ich das Moped an seinem Stellplatz oder sehe mir Fotos an. Dabei spüre ich große Freude und schöne Bilder tauchen in meiner Erinnerung auf. Die Herren Göhler und Gorberg sind nun schon lange verstorben. Die alten Straßen sehen heute ganz anders aus. Vielleicht bringt diese Jahr uns schönes Wetter. Dann erwecke ich die Comfort aus ihrem Schlaf und fahre mit ihr zum Bäcker oder ins Freibad!