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Simson Schwalbe KR51/2E Modell

Simson Schwalbe KR51/2E Modell

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Die Simson Schwalbe KR51/2E stellt nach ihrer Ausstattung das mittlere Modell der KR51/2-Baureihe dar. Von ihrem Typ wurden die meisten Fahrzeuge gebaut. Der Buchstabe E in der Modellbezeichnung steht nicht wie oft irrtümlich angenommen für Elektronik, sondern für Extraausstattung bzw. erweiterte Ausstattung. Zu den Extras gehörten insbesondere ein Motor mit 4-Gang-Getriebe und hydraulisch gedämpfte Federbeine vorn und hinten.
Im Vergleich zu anderen Mittelmodellen stattete Simson die Schwalbe KR51/2E nur durchschnittlich aus. Wie beim Simson S51B1-4 gab es die Schwalbe in mehreren Farben, mit 4-Gang-Motor und Lichtmaschine mit Unterbrecherzündung.

 


Die Unterschiede und Besonderheiten zwischen den drei KR51/2 Modellen sind leicht überschaubar und in der folgenden Tabelle zusammengefaßt. An nicht aufgelisteten Bauteilen gibt es innerhalb der KR51/2 Reihe keine Unterschiede.

Modellübersicht Simson Schwalbe KR51/2
Ausstattungsmerkmale KR51/2N KR51/2E KR51/2L
häufige Farbgebung blau, gelb gelb, braun rot, dunkelgrün
Federbeine vorn und hinten reibungsgedämpft hydraulisch gedämpft hydraulisch gedämpft
Motor 3-Gang-Getriebe 4-Gang-Getriebe 4-Gang-Getriebe
Lichtmaschine Unterbrecherzündung Unterbrecherzündung Elektronikzündung
Ladeanlage 8871.6/1 8871.6/1 8871.5/1
Glühbirne Frontlicht Bilux 6Volt 25W/25W Bilux 6Volt 25W/25W Bilux 6Volt 35W/35W

 

Müller2 – Eine KR51/2N-E Geschichte

Seit 3 Jahren begleitet Ralf Grün ein KR51/2N-Mischling im Alltag. Früher sah er in der KR51/2 nichts besonderes im Vergleich zur KR51/0 und KR51/1. Allgemein erfreute ihn an den Schwalben, dass sie ganz legal bis zu 60km/h schnell sein durften. Das Beinschutzblech schützte vor Nässe und die Schaltwippe helle Schuhe vor dunklen Streifen. Lästige Besuche bei der Zulassungsstelle und beim TÜV entfielen.

Die besonderen Vorzüge der KR51/2 erkannte Grün erst später. Sein Großvater fuhr zuletzt ein solches Fahrzeug. Als er sich dafür interessierte, war es wie seine Vorgänger (AWO Touren, MZ BK350) leider nicht mehr da. Wohl weil inzwischen sehr viele Mopedfreunde die Vorteile kannten und Simson weniger Schwalben mit S51 Motor (KR51/2) als mit Gebläsemotor (KR51/0-1) baute, waren die Fahrzeuge nicht mehr günstig zu bekommen, ausgenommen Müller2.

Müller2, so taufte Grün seine neue Schwalbe. Er übernahm sie in einer akuten Notlage von einem Freund, auf die Schnelle und für kleines Geld. Grün´s schmuckes schwarzes Vorgängerfahrzeug, eine KR51/1F mit 4-Gang-Rumpfmotor vom Sperber SR4-3, hatten Unbekannte gestohlen. Nun wollte er möglichst bald wieder schnell und flexibel zur Arbeit kommen, durch den dichten Stadtverkehr mit vielen Ampeln und wenigen Parkplätzen. Dafür eignet sich eine Schwalbe hervorragend. Verwöhnt durch die Gängezahl sollte es eine KR51/2 werden.

Am Telefon beschrieb der Freund die Schwalbe genau so, wie sich Grün sein zukünftiges Fahrzeug vorstellte: „Eine KR51/2, kein Originallack, äußerlich verlebt und optisch unverwechselbar.“ Diese Eigenschaften schützen besser vor Diebstahl als ein Lenkerschloß. Ein solches Moped lässt sich schwieriger als restaurierte Fahrzeuge verkaufen. Ohne Verlustängste würde er es über Nacht am Straßenrand abstellen. Der Freund war bereit, die Schwalbe zum Einkaufspreis abzugeben. Schnell machte er sich mit einem Transporter auf den Weg und holte sie ab!

Den Namen leitete Grün ab aus dem Familiennamen ihres letzten fahrenden Besitzers. Herr Müller hatte dem Freund seine beiden Schwalben im Paket verkauft. Das erste Fahrzeug besaß einen Gebläsemotor mit halbautomatischem Getriebe (KR51/1S Hycomat). Die zweite Schwalbe, nun Müller2, nutzte zuletzt sein Sohn, als Bräutigam für die Fahrt zum Standesamt.

Müller2 verunstaltet ein rot gestrichenes Blechkleid. Von Hand aufgemalte weiße Herzen leuchten auf Beinschutzblech und seitlich an Vorderradkotflügel und Lampengehäuse. Das Gehäuse krönen statt Tacho und Verschlußstopfen zwei leere Löcher. Wind und Wetter haben während der langjährigen Nutzung den Sitzbankbezug zerfetzt. Blinker, Aufbockgriff und Gepäckträger fehlen. Der Auspuff zeigt große Rostflecken. Das viereckige Rücklicht stammt vom Vorgängermodell. Hässlichere Schwalben hatte Grün nur selten gesehen. Für seine Zwecke jedoch genau die Richtige!

Bevor die neue Schwalbe auf die Straße konnte, musste Grün eine Vielzahl kleinerer Teile beschaffen oder erneuern. Er beschränkte sich dabei auf jene, die wesentlich für die Fahr- und StVo-Tauglichkeit waren. Dazu gehörten beispielsweise die Kette für den Hinterradantrieb, Kettenschläuche, Kettenkasten, Tachometer, Verschlußstopfen ersatzweise zum Leerlaufkontrollglas, 25W/25W-Bilux-Glühbirne fürs Frontlicht, Aufbockgriff und Sitzbankbezug. Nach Auslieferung der im Internet bestellten Ersatzteile reparierte er alles gemeinsam in der Werkstatt eines befreundeten Schraubers in nur 5 Stunden. Die erste Probefahrt brachte erstaunliches zu Tage.

Im Verlauf der Reparatur hatte Grün auf Müller2´s Typenschild die Modellbezeichnung KR51/2N entdeckt. Auf dem Kupplungsdeckel am Motor las er im Widerspruch dazu eine 4. Wechselte ein Vorbesitzer nur den Deckel oder ersetzte er den N-Motor durch einen Motor mit 4-Gang-Getriebe? Die Schwalbe sprang auf den zweiten Tritt an und tuckerte ruhig im Standgas. Die Gänge ließen sich gut einlegen, doch die Schaltvorgänge nach oben beendete der dritte Gang. Dabei verwunderte Grün die ernüchternd niedrige Endgeschwindigkeit. Nach einem weiteren, festeren Tritt aufs hintere Ende der Schaltwippe wechselte das Getriebe schließlich in den 4.-Gang. Müller2 war also ein Mischling, eine KR51/2N mit dem 4-Gang-Motor der Schwalben KR51/2E und KR51/2L.

Müller2 machte Grün sehr zufrieden. Im Vergleich zu seinem KR51/1 mit dem 4-Gang-Getriebe läuft die KR51/2 ruhiger und sparsamer. Der Motor entfaltet seine Leistung schon bei kleineren Drehzahlen. Die Schaltung des Getriebes funktioniert von den anfänglichen Schwierigkeiten abgesehen viel räziser. Der Leergang ist nicht zu verfehlen. Zum Wechsel der Wellendichtringe muss man den Motor nicht einmal ausbauen.

Aus seiner Zufriedenheit heraus beschloss Grün ein Jahr später, Müller2 optisch zu überarbeiten sowie die technische Ausstattung zu erweitern und zu erneuern. Beim Neuaufbau wollte er sich an dem Simson Schwalbe-Modell KR51/2E orientieren. Die Restauration würde Spaß machen, aber auch viele Mühen und noch mehr Geld kosten. Durch die Festlegung auf ein originales Modell ließe sich im Falle des späteren Schwalbe-Verkaufs eher ein angemessener Preis erzielen.

Grün zerlegte Müller2 für die Maßnahmen zur optischen Verbesserung. Die einzelnen Teilschritte hielt er in Bildern fest. Die Fotos sollten den späteren Zusammenbau erleichtern. Die Blechteile brachte er zum Sandstrahler und Lackierer. Kleine Schweißarbeiten waren im Vorfeld noch am Panzer nötig. Den Aufwand brachte er gerne auf, um sich später den Anblick von Fehlbohrungen zu ersparen, verursacht z.B. durch das alte eckige Rücklicht. Als neue Farbe wählt er das Gelb der KR51/2 mit der Originalbezeichnung saharabraun. Zwar zeigte manches Blechteil durch Abnutzungserscheinungen am roten Anstrich stellenweise blauen Originallack. Gelb gefiel ihm aber besser und blaue KR51/2E hatte es nie gegeben.

Mit Ersatzteilbestellungen im Internet kannte Grün sich aus. Er bezog alle Teile aus einer Hand, in einem Online-Shop, der Basteleien an DDR-Mopeds nicht unterstützte und darauf verzichtete, jeden erhältlichen Schnickschnack anzubieten. Lange und unübersichtliche Listen mit Ersatzteilen, die es so original nie gab, die viele Händler aber verkauften, hatte Grün über. Besonders unangenehm berührten ihn bunte Lenkergummis und vom Original entfremdete Sitzbankbezüge. Er bestellte je zwei hydraulische Federbeine für die Schwingen vorn und hinten, zwei Blinker mit Zubehör, eine Auspuffanlage, ein Gepäckträger, ein rundes Rücklicht mit Haltewinkel, ein kompletter Gepäckträger, ein Typenschild mit dem Modelleintrag KR51/2E sowie weitere Kleinteile. Bestellung und Auslieferung der Ersatzteile durch den Händler des Vertrauens verliefen unproblematisch.

Besonderes Augenmerk legte Grün auf die anstehende Motorregeneration. In Kenntnis der zahlreichen Tuning-Möglichkeiten war in ihm der Wunsch gereift, zukünftig auf Müller2 auch mit Sozius oder in bergigem Terrain schneller unterwegs zu sein. Das Motortuning sollte man aber von außen nicht sehen, z.B. durch einen veränderte Auspuffanlage. Unangenehme Nachfragen wollte er vermeiden, z.B. von Polizisten in Verkehrskontrollen. An Motorgehäuse und Vergaser sollten keine Veränderungen vorgenommen werden, um Laufleistung und Lebensdauer des neuen Motors nicht unverhältnismäßig zu verkürzen. So entschied sich Grün für die moderate Tuningvariante.

Für das moderate Motortuning brachte der früher schon hilfreiche Schrauberfreund zwei weitere Überstromkanäle am Zylinder an. Er ließ ihn auf 60ccm Hubraum ausschleifen und mit neuem Kolben versehen. Einlass und Auslass blieben unverändert, um Vergaser und Auspuff weiter zu verwenden. Wegen des zu erwartenden Leistungsanstiegs durch den 4-Kanal-Zylinder rundete Grün das Motortuning getriebeseitig ab, durch ein 5-Gang-Getriebe mit lang übersetztem 5.Gang.

Die neue Optik und die verbesserte Technik machten Grün sehr stolz. Müller2 fügt sich in den Stadtverkehr ein, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu Überholmanövern zu veranlassen. Bei Kolonnenfahrten folgt die Schwalbe den modernen Autos ohne Mühe und ganz ruhig, ohne heulenden Motor. Ein langes Mopedschloss muss noch erwähnt werden, das Grün zusätzlich zum Lenkerschloß beschaffte. Damit kettet er sein Schmuckstück an festen Gegenständen wie Verkehrszeichen, Straßenlaternen oder Fahrradständer an, wenn er es abstellt. Und wenn Müller2 nicht gestohlen wurde, fährt Grün damit noch heute.